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Russland auf dem Präsentierteller

 

Wie kann man einen Krieg führen, wenn jeder Schritt, den man tut, nicht nur vom Feind, sondern auch von der Weltöffentlichkeit beobachtet und kommentiert wird? Wenn Zeitungen wie Bild, Daily Kos und Hindustan Times ihre Version des Krieges in die Welt posaunen?

Es muss für Putin und sein Team äußerst peinlich sein, von einer Armee von Beobachtern kontrolliert zu werden. Unermüdlich und vergeblich massieren Putins Damen wie Maria Sacharowa, Margarita Simonyan, Ksenia Sobtschak und die getötete Darya Dugina die russischen Medien und die Weltpresse in dem Versuch, Kreml-Wahrheiten in die Schlagzeilen zu bringen.

Russische Exilmedien wie  Meduza, 7x7, Nowaja Gaseta Europa, Moscow Times verfolgen kenntnisreich jeden Schritt des Kremls und seiner Widersacher. Als wäre das nicht genug, veröffentlicht der britische Geheimdienst täglich seine Erkenntnisse über den russischen Krieg.

Weitere sachkundige Quellen sind OSINT,, das amerikanische Institute for the Study of War und die Klagen russischer Militärs wie Prigozhin und Popov. Von verschwundenen Offizieren wie Surowikin ist nichts mehr zu hören; die zahlreichen Fensterstürze exponierter Persönlichkeiten bieten Gelegenheit zu Spekulationen, die für den Kreml nur peinlich sein können.

Es kann nicht gut für die Qualität der Kriegsberichterstattung sein, wenn Generälen und selbst Putin geraten wird, sich nicht zu nahe am Fenster aufzuhalten.

Unter den Augen der Weltöffentlichkeit Krieg zu führen, ist für Russland eine völlig neue Erfahrung.

Sie dachten, sie könnten die Ukrainer besiegen, die meisten von ihnen ausrotten und die wenigen Überlebenden spurlos russifizieren. Die alten Zaren hatten dies bereits an den Tscherkessen praktiziert: "Nach vier Tagen Artilleriebeschuss gab es keine Überlebenden mehr".

Die letzten Tscherkessen flohen ins Osmanische Reich. Ihre blonden, fülligen Frauen waren in den Harems beliebt, ihre Männer dienten den albanischen Khediven in Ägypten als Soldaten und Beamte. Die überlebenden Ukrainer waren dazu bestimmt, in Polen und Deutschland irgendwie weiterzumachen.

Schade, dass die Anwesenheit der Weltöffentlichkeit den russischen Sport des Völkermords erschwert. Ungerecht, denken Peskow, Sacharowa, Simonyan & Co.

Heinrich von Loesch

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